Vortragsreihen am Institut für Kunstgeschichte der LMU München

Aus Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte
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Im Juni 2012 ist am kunsthistorischen Institut der LMU München (Zentnerstr. 31) eine kleine Vortragsreihe zu Themenfeldern der Digitalen Kunstgeschichte gestartet. Sie wurde von Hubertus Kohle und Stephan Hoppe ins Leben gerufen und soll in loser Folge mit etwa zwei Veranstaltungen pro Semester über aktuelle Entwicklungen in dem Gebiet informieren, dem interdisziplinären und überregionalen Austausch dienen und vor allem auch den kunsthistorischen Nachwuchs am Institut inspirieren, neue Konzepte und Werkzeuge in der eigenen Arbeit auszuprobieren.

Auf dieser Seite werden die Veranstaltungen kurz dokumentiert, wobei die jüngeren Termine zu oberst beginnen.

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  • Di, 4. Dezember 2012: Holger Simon: Die Revolution der digitalen Kommunikation. Mit Apps und social media den Besuchern auf den Fersen.

Institut für Kunstgeschichte, LMU München, Zentnerstr. 31, Raum 007, 19 Uhr.


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PD Dr. Holger Simon ist als Kunsthistoriker auch Gründer und Geschäftsführer von Pausanio, der Ideenschmiede für mobile und digitale Kunstvermittlung. Ein aktuelles Thema von ihm ist darüber hinaus der Bereich des "Cultural Entrepreneuship".

Siehe auch seine wissenschaftliche Homepage.


  • Di, 30.Oktober 2012: Maximilian Schich, ETH Zürich: Die Ökologie komplexer Netzwerke in den Kunst- und Geisteswissenschaften.

Institut für Kunstgeschichte, LMU, Zentnerstr. 31, Raum 007 (statt 004), 19 Uhr


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Seit Jahrhunderten tragen die Kunst- und Geisteswissenschaften große Mengen strukturierter Daten zusammen, in Fom von Indizes, Inventaren, Katalogen und zuletzt Datenbanken. Zusätzlich werden mehr und mehr strukturierte Daten publiziert, etwa in der so genannten Linked Open Data Cloud oder Freebase.com. Weitere, mehr unstrukturierte Quellen von Relevanz sind beispielsweise Google Books oder JSTOR. Breite Benutzermassen sammeln desweiteren Daten in Services wie Flickr, Twitter oder Facebook.

Zur selben Zeit entwickeln die multidisziplinären Felder der allgemeinen Komplexitätswissenschaft sowie der Netzwerkforschung im Speziellen immer mehr Methoden und Werkzeuge, die es uns erlauben entsprechende Daten jenseits der traditionellen Grenzen von Karteien, gedruckten Büchern oder herkömmlichen Benutzeroberflächen zu untersuchen. Folglich bietet sich eine historisch außerordentliche Gelegenheit für tiefgreifenden Fortschritt in den Kernzielen der Kunst- und Geisteswissenschaften; die Aufdeckung sowie das Verständnis der Morphologie, Ökologie, und Evolution kultureller Artefakte und Phänomene, wie sie das komplexe System der Kultur auf mittlerer wie globaler Ebene charakterisieren.

Die Gelegenheit beim Schopf ergreifend, analysiert, visualisiert und erläutert der vorliegende Vortrag entsprechend strukturierte Datensammlungen, von einfachen Bibliographien bis zu komplizierten Forschungsdatenbanken, wobei sich eine ganze Ökologie von Netzwerken komplexer Netzwerke zwischen Objekten, Personen, Örtlichkeiten, Zeiträumen und Ereignissen offenbart.

Der vorgestellte quantitativ-hermeneutische Ansatz komplementiert die traditionelle Kunst- und Geisteswissenschaft und schlägt eine Brücke zur modellierenden wie simulierenden Wissenschaft der Komplexität

Näheres zur Person: Homepage des Vortragenden, dort ist eine Vielzahl an weiterführenden Hinweisen und Medien zugänglich.



  • 3. Juli 2012: MediaWiki-Software als multifunktionales Werkzeug moderner Kunstgeschichtsforschung am Beispiel von cranach.net (Hofbauer/Schmelzle), Institut für Kunstgeschichte, LMU München, Raum 007, 19 Uhr.


Vortrag Hofbauer Schmelzle zu Cranach.net LMU 2012 P1180377.JPG

Cranach.net (Projekthomepage) ist die digitale interdisziplinäre Forschungsdatenbank des Cranach Research Institute (cri) zu Lucas Cranach dem Älteren und seiner Werkstatt, in der dieselbe open source Wiki-Software eingesetzt wird wie auch in diesem Wiki des AK Digitale Kunstgeschichte und natürlich bei Wikipedia. Der gegenwärtige Schwerpunkt der Projektarbeit liegt auf der Zusammenstellung und Auswertung systematisch erhobener Daten im Bereich der Tafelmalerei. Außerdem wertet cri Ergebnisse technologischer Untersuchungen an Werken des Cranach-Kreises aus und plant in einer mehrbändigen Werk-Monografie das Cranach-Gesamtwerkverzeichnis als Handbücher zu den aktuellen Datenbanken unter dem Arbeitstitel CORPUS CRANACH zu publizieren.

Dr. Michael Hofbauer (*1961 in Schwäbisch Hall) ist der Gründer und Leiter des Forschungsnetzwerkes cranach.net und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

Peter Schmelzle (*1967 in Heilbronn) ist Mediengestalter, Autor und Experte für die Verwaltung großer Datenbestände in Mediawiki-Installationen. Mitglied im Historischen Verein Heilbronn und 2006 Gründer eines regionalgeschichtlichen Wikipedia-Portals. Seit 2010 technischer und redaktioneller Administrator des Forschungsnetzwerks cranach.net, das ebenfalls auf der Mediawiki-Software aufbaut.


In dem Vortrag wird das Arbeitswerkszeug Wiki gewissermaßen direkt aus dem Maschinenraum der kunsthistorischen Anwendung heraus vorgestellt und seine Stärken (und auch Schwächen) erläutert. Vielleicht können die grundsätzlich positiven Erfahrungen in Heidelberg dazu ermutigen, selbst über den Einsatz solcher Software in einem Forschungsprojekt nachzudenken.


  • 5. Juni 2012: Der Computer als Betrachter. Objekterkennung und Maschinenlernen in der Kunstgeschichte (Ommer/Bell), Institut für Kunstgeschichte, LMU München, Raum 007, 19 Uhr.


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In dem gut besuchten Vortrag wurden das Forschungsfeld "computer vision" und aktuelle Bezüge zur Kunstgeschichte von zwei Fachleuten der Universität Heidelberg vorgestellt, die programmatisch an der Schnittstelle zwischen Informatik und Geisteswissenschaften (Kunstgeschichte) arbeiten. Der Informatiker JunProf. Dr. Björn Ommer (Homepage) leitet dort die Arbeitsgruppe Computer Vision (Homepage), in der der Kunsthistoriker Dr. Peter Bell (Homepage) mitarbeitet. Diese Arbeitsgruppe wurde im Rahmen der Exzellezinitiative eingerichtet und ist Teil der Heidelberger Anstrengungen zur intensivierten Zusammenarbeit von geisteswissenschaftlichen Fächern mit Disziplinen aus dem Bereich der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer.

Ihre Anwendung findet die computergestützte Bilderkennung zur Zeit in der Heidelberger Arbeitsgruppe in den hochinteressanten Projekten zur Gestenerkennung in mittelalterlichen Rechtshandschriften (Projekthomepage), in Forschungen zum Zeichenprozess in mittelalterlichen Handschriften (Projekthomepage) und den Forschungen zur allgemeinen Objekterkennung in mittelalterlichen Bildern (Projekthomepage).

Nachtrag (Hoppe): Auf der EVA-Konferenz 2012 in Berlin hat Prof. Barthel sein Projekt INSAS vorgestellt, das zum Ziel hat, eine neuartige kontextbezogene Suche, Navigation und Visualisierung von Informationen in Form eines "lernfähigen" Informationssystems aufzubauen, hier basierend auf der Text- und Dokumentengrundlage des Alice Salomon Archivs der ASH Berlin Home. Auch hier werden gewisse Techniken der Bildauswertung eingesetzt. Das wäre auch für die Kunstgeschichte von hohem Interesse.